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Ortsrand

Geschichte Mühlheim am Bach

Mein Mühlbachtal

Wo der Neckar rauscht durch Schwarzwaldschatten, tut sich lieblich auf ein stilles Tal. Sanfte Halden rings und grüne Matten Leuchten in der Sonne holdem Strahl. O mein Mühlbachtal, Du mein Sonnenstrahl, Grüß dich tausend, grüß dich tausend mal. Und ein Dörflein liegt an kühlem Bache; s’ist kein lieb’res unterm Himmelszelt. In der Heimat, unter jenem Dache liegt mein Glück, mein Reichtum, meine Welt. O mein Mühlbachtal, Du mein Sonnenstrahl, Grüß dich tausend, grüß dich tausend mal. Und ein Kirchlein steht am Bachesrande, und ein steinern Brücklein wölbt sich hier. Eine Brücke auf zum Sonnenlande, ist das liebe alte Kirchlein mir. O mein Mühlbachtal, Du mein Sonnenstrahl, Grüß dich tausend, grüß dich tausend mal. Und ein Garten draußen blüht am Wege; meine Freunde ruhen all dort aus. Heimatboden sei’s, drein man mich lege; Heimatsonne wärm’ mein kühles Haus. O mein Mühlbachtal, Du mein Sonnenstrahl, Grüß dich tausend, grüß dich tausend mal.  Karl Gerok, Pfarrer in Mühlheim 1907-1925
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Im Folgenden wird abschnittsweise aus der Orts-Chronik von Mühlheim a. B. zitiert. Diese Chronik wurde anlässlich der 1200 Jahr Feier im Jahre 1972 von Prof. Dr. Friedrich Bäumler, Reutlingen, herausgegeben. Die Aufzeichnungen hierfür stammen vom Mühlheimer Oberlehrer Hugo Pawlecki. Alemannenzeit In Mühlheim erstreckte sich ein alemannischer Reihengräberfriedhof von den „Zuberäcker“ bis zu den „Bergäcker“. Landwirt Eugen Zeller von hier grub schon früher auf seiner Wiese im letztgenannten Flurteil Stücke von Skeletten und eiserne Schwerter heraus. Die Toten lagen in westöstlicher Richtung, also das Gesicht nach Osten gerichtet, was der alemanni- schen Bestattungsweise entspricht. Einen sehr schönen Fund machte man im Jahr 1949 im Gewann „Zuberäcker“. Hier stießen die Arbeiter beim Graben einer Wasserleitung für das Haus des Kaufmanns Schall auf Knochen, die von einem Pferd stammten. Einen Meter davon entfernt lag das ziemlich gut erhaltene Gerippe eines Mannes. Neben ihm fand man mehrere eiserne Waffen. Die Untersuchungen ergaben, dass es sich um eine alemannische Grabstätte handelte. Der Tote lag in einer Tiefe von etwa einem Meter in westöstlicher Richtung, das Skelett maß 1,80 Meter. Das Gebiss zeigte gesunde und schöne Zähne. Neben dem Gerippe lag ein zweischneidiges Schwert, die etwa 92 Zentimeter lange Spatha, ein einschneidiges, kürzeres, breites Hiebschwert, der Sax, den man in fast allen Männergräbern der alemannisch – merowingischen Kultur findet, außerdem eine 40 Zentimeter lange Lanzenspitze. Erhalten war noch der Handgriff eines Schildes, den man dem Toten auf die Brust gelegt hatte, sowie ein eiserner Steigbügel am linken Fuß. Dieser Steigbügel nur am linken Fuß ist wieder ein Beweis dafür, in welcher Zeit die Beerdigung stattfand. Man gab ihm sein Pferd mit. Das Grab stammt wie die anderen aus den Jahren 500 bis 600 n. Chr. Wir dürfen also mit Recht annehmen, dass unser Dorf, vorsichtig geschätzt, schon um das Jahr 550, etwa 50 Jahre nach Empfingen, bewohnt war. Geschichtlich beurkundet ist es allerdings erst später. Erste geschichtliche Beurkundung Im achten Jahrhundert kamen wohl öfters und vielleicht auch länger Mönche aus dem Kloster Lorsch an der Bergstraße in unser Dorf, die in diesem Auftrag missionierten. Die frommen Stiftungen sollten den, der sie machte, davor schützen, dass seine Seele nach dem Tod zur Strafe für begangene Sünden dem Teufel verfalle. „Pro remedio animae suae“ , so ist die stehende Formel, vermacht der und der „zum Heil seiner Seele“, diese Wiese oder diesen Acker dem und dem Gotteshaus, das dafür Seelenmessen für den Stifter lesen lässt. Darüber wurde eine Urkunde angefertigt, die das Kloster aufbewahrte. In einem solchen Vertrag aus dem Jahr 772 n. Chr. wird Mühlheim zum ersten Mal „ge- schichtlich beurkundet“.
In einem solchen Vertrag aus dem Jahr 772 n. Chr. wird MÜhlheim zum ersten Mal „ge- schichtlich beurkundet“. Im Codex Laur. 3, Seite 70,71,69 werden solche Stiftungen (oder Käufe) unter dem Namen „Muleheim“ erwähnt: „In Amphinger marca in Muliheim“. (In Empfinger Markung in MÜhl- heim.) Empfingen beruft sich auf dieselbe Urkunde. Beide Dörfer konnten im Jahr 1972 zusammen mit Aistaig und Vöhringen ihr 1200 jähriges, urkundlich belegtes Jubiläum feiern.  
Das Mittelalter Ums Jahr 1100 gehörte unser Dorf den Grafen von Sulz, die den schwäbischen Herzögen lehenpflichtig waren. Diese Grafen waren Nachkommen eines Hundertschaftsführers und gehörten zum Hochadel. Sie waren im Besitz der wohlummauerten und befestigten Stadt Sulz, die ehemals drei Tore mit Türmen, Fallgattern und Zugbrücken hatte. Mitten auf dem Marktplatz oder Salzstatt befand sich ein 40 bis 50 Fuß tiefer Schacht mit der ältesten Salzquelle. Um ihn herum standen 14 Hallen, in welchen die Sole gesotten wurde, um aus ihr Salz zu gewinnen. Die Grafen von Sulz besaßen eine Burg in Sulz, die an der südlichen Seite oberhalb der „Längenhalde“ stand und dazu die stattliche Burg Albeck, deren große und schöne Ruine heute noch von vielen Wanderfreunden besucht wird. Zu den Besitzungen des Grafen gehörten außer Mühlheim die Dörfer Holzhausen, Sigmarswangen und andere. Eine Tochter eines Grafen heiratete einen Herren von Geroldseck ums Jahr 1250 und dieser bekam als Heiratsgut die Burg Albeck und das Dorf Sigmarswangen. Noch bis zum Jahr 1390 gehörten Mühlheim und Holzhausen dem Grafen. Die Herrschaft der Grafen von Sulz zeichnete sich durch eine Schuldenwirtschaft aus. Sie verloren nacheinander fast alle ihre Dörfer und Besitzungen in und um Sulz. Als sie nichts mehr zu veräußern hatten, hielten sie sich in den Schwarzwaldgegenden und den anstoßenden Bezirken auf, wo sie allerlei Ämter übernahmen. Der Mannesstamm ihres in Kriegen und bei Friedensverhandlungen oft genannten Geschlechts erlosch 1687. Die Grafschaft Sulz ging nie mehr an sie über. Ihre Nachfolger, die Herren von Geroldseck, besaßen die Grafschaft Sulz, das heißt, was von ihr übrig geblieben war, über 200 Jahre. Sie waren außerordentlich streitsüchtig und verwickelten sich in allerlei Fehden, außerdem machten sie ebenfalls viele Schulden. Unter ihren kriegerischen Händeln litt auch unser Dorf, es waren unruhige Zeiten. Von einem Landfrieden war keine Rede. 1378 wird von einem Streifzug der freien Reichsstadt Rottweil berichtet, die verfeindet mit den Geroldseckern war. Die Rottweiler fielen „in den Mühlbach“ ein und trieben unsern Bauern viel Vieh weg. Die Burg Wehrstein, heute noch eine sehenswerte Ruine, die von den Mühlheimern gern besucht wird, spielte auch in der Geschichte unseres Dorfes eine allerdings traurige Rolle. Sie war während des dreißigjährigen Krieges länger von feindlichen Truppen besetzt, die allerlei Raubzüge nach Mühlheim unternahmen und unseren Bauern einmal 13 Stück Vieh, darunter Zugochsen wegtrieben. Das heute scheinbar unbedeutende Dorf Glatt im Tal der Glatt, wenige Kilometer von Neckarhausen gelegen, spielte früher eine größere Rolle. Es war vom 13. Jahrhundert an bis zum Jahr 1706 Hauptsitz und Wohnort des angesehenen Adelsgeschlechts von Neuneck. An den Ritter Wildhanns von Neuneck war Mühlheim, wie berichtet, jahrelang verpfändet, bis es später von Herzog Eberhard von Württemberg zurückgekauft wurde.
Aus der Geschichte unserer Kirche   Allmählich baute man in den Filialen der Hauptpfarreien zuerst Kapellen, später Kirchen. Solche Kapellen wurden auch hier und in Renfrizhausen errichtet. Die Gemeinden verlangten zweifellos danach. Nun konnte einer der Messepriester die Messe in unserer Kapelle lesen, und die Bewohner brauchten nur noch zu den Hauptgottesdiensten nach Empfingen zu gehen. Wann diese Kapelle gebaut wurde, lässt sich nicht feststellen. Sie war der Jungfrau Maria, der Katharina, den 11000 Mägden und dem Heiligen Kilian geweiht. Der letztere hatte das Evangelium in der Gegend des Mains verkündet. Wahrscheinlich ist es dem Einfluss des Klosters Lorsch zuzuschreiben, dass Kilian in Mühlheim Schutzheiliger wurde. Die Kapelle stand auf dem heutigen Kirchplatz. Um sie herum legte man den ersten Kirchhof an, der bis zum Jahr 1839 als Gottesacker diente. Die Wiese hinter der Kirche heißt heute noch „Alter Kirchhof“. Im Jahre 1917 wurde eines der ältesten Wohnhäuser in Mühlheim wegen Baufälligkeit abgebrochen. Es stand hinter dem Bräuhaus des Hirschwirts. Dieses Denkmal aus alter Vergangenheit reichte zurück bis in die Zeit vor der Reformation. In einem der oberen Gelasse des abgebrochenen Gebäudes befand sich ein in die Wand eingebauter Weihwasserkessel. Vielleicht war dort die Wohnung oder die Amtsstube des Priesters, der in der Kapelle die Messe las. Im Jahr 1470 stiftete unsere Gemeinde eine sogenannte ewige Messe, mit der die Errichtung einer Kaplanei und die Anstellung eines eigenen Priesters verbunden war. Die verhältnismäßig kleinen Kapelle genügte jetzt nicht mehr. Sie musste zur Kirche erweitert werden. Wahrscheinlich baute man an sie das Schiff und den Turm an, wenn auch den letzteren nicht gleich in seiner vollen Höhe. Das Wohnhaus für den Kaplan erstellte man auf der Südseite der Kirche, also auf dem jetzigen Kirchplatz. Die Kirche verlor dadurch allerdings an Helle. Das sehr bescheidene Kaplaneigebäude diente später als Pfarrhaus. Es war öfters so schadhaft, dass es einzufallen drohte, wurde aber immer wieder hergerichtet. Das heutige Pfarrhaus wurde im Jahr 1843 gebaut. Im Kirchturm hing ursprünglich wohl nur eine kleinere Glocke. Sie war zweifellos recht alt, besaß aber keine Jahreszahl und musste deshalb im ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Sie trug die Inschrift „Lucas, Marcus, Matheus und Johannes. Orex glorie, christe, veni cum pace !“ (O König der Herrlichkeit, Christus, komm mit deinem Frieden!). Eine der Glocken der Martinskirche in Isingen mit derselben Inschrift wurde im Jahr 1451 gegossen. Erst ums Jahr 1500 erhielt unsere zwei Zentner schwere kleinere Glocke, die vielleicht vorher schon im hölzernen Turm der Kapelle geläutet wurde, ihre größere, sechs Zentner schwere Schwester. Die letztere hat heute (1972) ein Alter von 463 Jahren erreicht. Auf ihr steht: „In sant lux, marx, johannes und matheus er (d. h. zu Ehren des heiligen Lukas, Markus, Johannes und Matthäus) gos mich pantlio sidler von eslingen im 1500. jahr“. Der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648 Unsägliches Leid brachte dieser Krieg auch über unsere Gegend und über unser Dorf. Als Religionskrieg hatte er begonnen mit dem Ziel, den evangelischen Glauben zu vernichten. An ihm nahmen auf der Seite der evangelischen der Schwedenkönig Gustav Adolf teil. Später wurde aus dem Religionskrieg ein Kampf der Mächte um die Vorherrschaft in Europa, in den sogar die Franzosen eingriffen, und zuletzt entartete er zu einem Mord – Raubkrieg, dem besonders die Bewohner der offenen Dörfer ausgeliefert waren. Die Heere, anfangs noch einigermaßen in Manneszucht gehalten, verwilderten mehr und mehr und wurden zu Räuberbanden, die plündernd und mordend, sengend und brennend im Land herumzogen, einzig darauf bedacht, reiche Beute zu machen. Da wurde zuletzt nicht mehr gefragt: Welchen Glauben hast du? Bist du Freund oder Feind? Bis zum Jahr 1634 war Württemberg einigermaßen vom Krieg verschont geblieben. Nach der Schlacht bei Nördlingen in diesem Jahr, in der die Schweden und mit ihnen die württembergischen Hilfstruppen vernichtend besiegt wurden, überfluteten die Sieger das württembergische Land und verheerten es grauenhaft. Besonders heftige Kämpfe entstanden um Sulz, das die Kaiserlichen und Bayern brandschatzten. Vier Jahre später eroberten die Schweden Glatt und befreiten Sulz. Wenige Wochen später kamen die Kaiserlichen wieder und plünderten Sulz aus. 1643 brachten die wechselnden Kämpfe und Besetzungen der Stadt Sulz 73437 Gulden Kriegskosten in einem Jahr. Mühlheim hatte vor allem unter Einquartierungen zu leiden. Nach damaligem Kriegsbrauch hatte die Truppe das Recht, Kontributionen zu erheben, ebenso das Recht auf Kriegsbeute und Plünderung. Im Winter 1627 auf 1628 war unser Dorf Quartier des kaiserlichen Generals Graf Schlickh, der hier mit einem Teil seiner Truppen lag, während die übrigen sich in den anderen Mühlbachdörfern einquartiert hatten. Er selber wohnte bei unserem damaligen Dorfvogt (Bürgermeister) Jakob Plocher. Und so wechselten die Einquartierungen miteinander ab. Oft waren es bayerische und österreichische, dann wieder fürstenbergische, aber auch schwedische, ja später sogar französische Truppen, denen die Einwohner ausgeliefert waren. Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen waren gang und gebe, ebenso schlimme Quälereien, um Geld zu erpressen. Darf es einen da wundernehmen, wenn die Bewohner beim Herannahen der wilden Scharen eilends in die Wälder flohen, wo sie sich sicherer fühlten? Manche Dörfer hatten keine Pfarrer mehr. Sie und auch Dorfvögte befanden sich auf der Flucht. Der Mühlheimer Pfarrer Georg Kürn konnte es nicht wagen, hier zu bleiben, weil die kaiserliche Besatzung von Horb fortwährend Streifereien unternahmen, und weil Mühlheim wegen seiner katholischen Nachbarn eine missliche Lage hatte. Es blieb nun siebzehn Jahre lang ohne einen eigenen Pfarrer. Die zusammengeschmolzene Gemeinde wurde 1636 bis 1640 kirchliches Filial von Bergfelden und 1640 bis 1653 Filial des Diakons (zweiter Pfarrer) von Sulz. Vom Jahr 1639 wird mitgeteilt, Mühlheim habe sich innerhalb von vier Jahren um 461 Menschen vermindert und zähle nur noch 45 Personen. Alle anderen seien entweder zerstreut, oder von Hunger, der Pest und von Soldaten getötet. 1642 waren kaiserliche und bayerische Truppen etliche Wochen in Mühlheim einquartiert. Trotz hoher Kontribution wurden Häuser und Felder geplündert. 1643 starb in Sulz , wo er sich flüchtig wegen der häufigen feindlichen Einfälle aufgehalten hatte, Jakob Plocher im Alter von 59 Jahren, der seit 25 Jahren Vogt in Mühlheim war. Im gleichen Jahr stand einmal das französische-weimarische Armeekorps im Mühlbach und bei Holzhausen. 1645 hatte sich die Gemeinde wieder bis auf 111 Menschen gesammelt. Aber schon zwei Jahre später tobte die Kriegsfurie erneut durch die Gegend, so dass Mühlheim sogar nur noch 15 Männer zählte. Auch während der vorübergehend ruhigeren Zeiten hatte das Dorf einen fortdauernd gefährlichen Nachbarn an der kleinen Burg Wehrstein bei Fischingen, die lange von Bayern besetzt war, die hier allerlei Räubereien verübte.
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